Ein Erinnerungsstück

Ein Erinnerungsstück

Ich sehe es jeden Tag in der Küche, das SAFFA-Messer. Es ist ein Erinnerungsstück an meine ersten Bezüge zur Frauenbewegung. Dass unsere Mutter im Spätsommer 1958 mit meiner um fünf Jahre älteren Schwester für wenige Tage nach Zürich an die Saffa fuhr, war für unsere Familie, die nie gemeinsam in die Ferien fuhr, ein Ereignis. Es erfüllte mich mit Eifersucht, dass ich nicht mitgehen konnte, merkte ich doch, dass es um etwas sehr Spezielles für Frauen ging, von dem meine vier Brüder per se ausgeschlossen waren.  

Zurück in Visp erzählte meine Mutter mit Begeisterung von ihren vielfältigen Eindrücken, vom Saffa-Bähnli, vom oekumenischen Kirchlein, von der Leistung der Frauen … und vom Männerparadies. Es blieb in unserer Familie unvergesslich, dank einer kleinen rosafarbenen, quadratischen Kartonschallplatte mit dem Song «Saffa-Saffa-Söpheli….und blas mer ins Pantöffeli…», der uns monatelang in den Ohren klang. Und meine Mutter brachte als moderne Hausfrau aus der SAFFA noch dieses Messer mit angeschraubtem Zusatzteil und verstellbarer Führung heim. Von da an stellten wir millimetergenau die Breite einer Brotschnitte, einer Gurkenscheibe oder was auch immer ein, drehten das Messer je nachdem mit dem Schliff nach oben oder nach unten. Ausser dass die gestylte Schraube mal abbrach und durch eine kommune eiserne Schraube ersetzt werden musste, hat das Messer über Jahrzehnte seinen Dienst getan. Ich habe es noch vor dem Tod meiner Mutter unter dem Vorwand, es sei so praktisch, mit nach Zürich genommen, wo sich meine Söhne ob dem seltsamen Ding in der Küche wunderten. Bis heute habe ich es nirgendwo sonst gesehen, doch habe ich im Netz herausgefunden, dass dieses Swiss Classic DUX-Messer bei Victorinox immer noch erhältlich ist.

Gebraucht habe ich es selber selten bis nie, aber dableiben muss es. Griffbereit. Als Erinnerungsstück.

Elisabeth Joris



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