„Architektinnen, Bauherrinnen, Theoretikerinnen, Nutzerinnen“: Das Thema Gender in der Lehre am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg

„Architektinnen, Bauherrinnen, Theoretikerinnen, Nutzerinnen“: Das Thema Gender in der Lehre am Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg

Im Seminar „Architektinnen, Bauherrinnen, Theoretikerinnen, Nutzerinnen“ am IEK Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg untersuche ich mit einer Gruppe Studierender im laufenden Wintersemester 2020/21 die Beiträge von Frauen zur jüngsten Architekturgeschichte. Im Mittelpunkt des Seminars stehen werkbiographische Studien zu Akteurinnen des 20. Jahrhunderts in unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Kontexten. Hierzu zählen neben Pionierinnen im Architekturberuf auch Akteurinnen der ersten und zweiten Frauenbewegung. Bekanntlich sind Architektinnen in der Architekturgeschichtsschreibung rar, was zu einem Gutteil daran liegt, dass Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein der Zugang zum Architektenberuf verwehrt war. Trotz aller Widerstände haben Frauen auch als Bauherrinnen und Theoretikerinnen in der Architekturdebatte eine aktive Rolle eingenommen. Der Fokus auf Bauherrinnen rückte gleichzeitig ‚Gender‘ als Kategorie für architekturhistorische Analysen in den Blick. Wir untersuchen, wie gesellschaftliche Rollenbilder die Vorstellung von Wohnen beeinflussen.

Zu diesen Themenkomplexen wird inzwischen seit Jahrzehnten geforscht. Die Lehrveranstaltung bot die willkommene Gelegenheit, Kontakt zu Forscherinnen aufzunehmen, um sie als Gastreferentinnen in das Seminar einzuladen. Dr. Katia Frey aus Zürich referierte als Auftakt im November 2020 über ihre langjährigen Forschungen zu Theoretikerinnen des Städtebaus, die sie gemeinsam mit Eliana Perotti vorantrieb und unter diesem Titel bereits in zwei Bänden veröffentlichte (2015 und 2019). Die Architektin Ebru Simsek-Lenk aus Wien wird zum Abschluss des Seminars im Februar 2021 das Werk der ersten Pritzker-Preisträgerin Zaha Hadid vorstellen.

Die positive Resonanz der Studierenden ermutigt dazu, das Thema auch künftig in der Lehre aufzugreifen. Eine neue Generation von Forschenden kann so die Leistungen von Frauen in der Architekturgeschichte – und in der Geschichtsschreibung – für sich entdecken.

Dr. Sonja Hnilica
Vertretung der Professur für Neuere Kunstgeschichte
Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg

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Abbildung: Dr. Sonja Hnilica