Die Architekturkritikerin

Die Architekturkritikerin

Hilde Heynens Monographie über Sibyl Moholy-Nagy porträtiert das Leben und das Berufsprofil der 1903 in Deutschland geborenen und später als Emigrantin in den USA tätigen Dozentin und Publizistin. In den 1950er Jahren etablierte sie sich beruflich als Architekturkritikerin und veröffentlichte in Arts and Architecture, Architectural Forum, Bauwelt, Casabella, L'Architecture d’aujourd’hui, Progressive Architecture und anderen internationalen Fachzeitschriften. Im Zentrum von Heynens Studie stehen entsprechend die unzähligen Architekturrezensionen, die fast jeden Monat Sibyls Name auf die Seiten der internationalen Architekturzeitschriften brachten. Was uns in dieser Monographie auch vorgeführt wird, ist das unmittelbare Abbild einer beruflichen Gattung, die zu jener Zeit sehr selten von einer Frau verkörpert wurde. Es sind uns bis heute sehr wenige historische Figuren von Architekturkritikerinnen und Fachpublizistinnen geläufig, man denkt vielleicht noch an Ada Louise Huxtable (1921-2013), an Jane Jacobs (1916-2006) oder, wenn man weiter zurückgeht, eventuell noch an Margaret Fuller (1810-1850). Kann hier jemand noch ergänzen?

Auch für die Schweiz steht die Rekonstruktion einer solchen Genealogie weiblicher Architekturrezeption, -kritik und -geschichte in weiter Ferne, auch wenn ein öffentlicher kritischer Diskurs zur schweizerischen Architektur schon etwa auf den Beginn des 19. Jahrhunderts datiert werden kann, in Zusammenhang mit der Berichterstattung zur «Ersten Schweizerischen Kunstausstellung» von 1804 in Bern. Die Untersuchungen der beruflichen Vite der an der Saffa 1958 beteiligten Architektinnen können als anfängliche Grundsteinlegung für eine solche Recherche dienen, wenn man sich vor Augen hält, wie einige von ihnen, wie beispielsweise Berta Rahm und Lisbeth Sachs, auch im publizistischen Bereich Pionierarbeit geleistet haben.

EP

Die Rezension von Eliana Perotti zu Hilde Heynens Moholy-Nagy Monographie finden Sie hier im archithese-Blog.
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Sibyl Moholy-Nagy                                                                          Lisbeth Sachs