Die Saffa 1928 und die Saffa 1958 – «Frauen und Architektur» in der kunsthistorischen Lehre

Die Saffa 1928 und die Saffa 1958 – «Frauen und Architektur» in der kunsthistorischen Lehre

Am 25. November 2020 besuchten Nina Hüppi und Dr. Eliana Perotti (PI) vom SNF Forschungsprojet zur Saffa 1958 (ZHAW) das Proseminar «Frauen und Architektur» an der Universität Bern, Institut für Kunstgeschichte.

Das Proseminar widmet sich im Herbstsemester 2020 Frauen in der Rolle von Architektinnen, Planerinnen, Designerinnen und Bauherrinnen, von Teampartnerinnen, ebenso wie von Architekturhistorikerinnen und Kritikerinnen. Es befragt damit kritisch das Feld der Architektur im 20. und 21. Jahrhundert, die Produktionsbedingungen, Machtstrukturen, aber vor allem auch die Architekturgeschichtsschreibung selbst, die Frauen sehr häufig unsichtbar gemacht hat und nach wie vor macht. Was sind die Gründe, dass so viele Frauen keinen Platz im architekturhistorischen Kanon fanden und finden? Und wie lässt sich die Architekturgeschichte und dabei auch die Architektur jenseits dieses tradierten Kanons denken? Vor diesem Hintergrund thematisierten studentische Präsentationen im Verlauf des Semesters Werk und Biografie von Eileen Gray, Flora Ruchat-Roncati, Denise Scott Brown, Katzuyo Sejima, Matrix Feminist Design Cooperative, Elsie Owusu und Zaha Hadid – teilweise auch in anderen Formaten, wie Workshops und Dokumentarfilm.

Die Einladung an das Forscherinnen-Team von «Saffa 1958» zum Besuch im Proseminar verfolgte zwei Ideen: Zum einen stellen die beiden Saffa-Ausstellungen ein wichtiges Moment in der Schweizerischen Architekturgeschichte dar, in dem Frauen für ein grosses Publikum Architektur gestalten konnten und als «Macherinnen» sichtbar wurden. Die erste Saffa fand im Sommer 1928 sogar in Bern statt. Der Standort, das Viererfeld, liegt am Rande des Länggassquartiers und damit unweit des Instituts für Kunstgeschichte. Zum anderen bietet das SNF-Projekt «Saffa 1958» Einblick in die gegenwärtige Forschung zum Themenbereich «Frauen und Architektur» und so gingen auch Fragen an Nina Hüppi und Eliana Perotti, wie sie sich selbst als Architekturhistorikerinnen im Feld der Architektur(geschichte) verorten.

Die Sitzung begann mit einer kurzen Präsentation zur Saffa 1928 in Bern durch mich. Dann folgte Nina Hüppi mit einer Präsentation zur Saffa 1958 in Zürich. Auch wenn die Veranstaltung über Zoom stattfinden musste, gab es rege Fragen und ein grosses Diskussionsinteresse von Seiten der Studierenden. Wie gestaltet sich eure Forschung, ist es schwierig an Informationen und Archivmaterial zu kommen? Welche Rolle spielt für eure Forschung die Biografien der Frauen? Mit welchen Methoden arbeitet ihr im Projekt? Welche Frauenbilder produzierte die Saffa 1958? War die Saffa politisch und «architektonisch» erfolgreich? Welche Arbeitsrealität erlebten Architektinnen Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz? Was sind gegenwärtig die grössten Herausforderungen für das Forschungsfeld «Frauen und Architektur» und wie wird die Forschung zu Themen wie Saffa 1958 im In- und Ausland von Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen?

Es wurde deutlich, dass es sich hier um ein Forschungsfeld handelt, das grosses Potenzial hat, neues Material und neue Narrative hervorzubringen und die bisherige Architekturgeschichtsschreibung zu bereichern wie auch den Kanon an der ein oder anderen Stelle zu korrigieren. Nicht unerheblich ist ausserdem, dass im kunsthistorischen Studium mehr als zwei Drittel der Studierenden Frauen sind – dennoch ist die Architekturgeschichte von überwiegend männlichen Architekten und Forschern geprägt. Der Besuch von Nina Hüppi und Eliana Perotti wie auch das Proseminar an sich haben den Studierenden und mir deutlich gemacht, wie wichtig und bereichernd es ist, die Frauen in der kunst- und architekturhistorischen Lehre immer wieder in den Fokus zu rücken.

Dr. des. Laura Hindelang
Dozentin des Proseminars und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern

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Abbildung: Laura Hindelang